Fliegen mit Herzproblemen sollte nicht unterschätzt werden

Bei Männern steigt etwa ab dem 45., bei Frauen etwa ab dem 50. Lebensjahr das Risiko für koronare Herzerkrankungen. Darunter fallen alle Krankheitsbilder, die durch eine Mangeldurchblutung des Herzmuskels entstehen können. Typische Symptome sind Brustschmerzen, Druck und ein Engegefühl hinter dem Brustbein sowie Kurzatmigkeit.

Doch auch jüngere Menschen können, beispielsweise aufgrund genetischer Veranlagungen oder in Folge eines anhaltend ungesunden Lebensstils (Faktoren können Stress, Rauchen und Übergewicht sein), Herzprobleme entwickeln. Zudem können Erkrankungen, die vordergründig nichts mit dem Herzen zu tun zu haben, scheinen – Nierenerkrankungen, Lungenerkrankungen, aber auch die Schilddrüsenüberfunktion – Schäden am Herzen hinterlassen und es schwächen.

Zu den häufigsten koronaren Herzerkrankungen zählen:

  • Arteriosklerose
  • Herzinsuffizienz
  • Angina pectoris
  • Chronische Herzrhythmusstörungen

Eine Flugreise kann auf Personen mit Herzerkrankungen gesundheitliche Auswirkungen haben; sich zuvor umfassend über mögliche Risiken zu informieren, ist sehr wichtig. Wenn Sie wie viele Kunden trotz Ihrer Herzprobleme nicht auf den wohlverdienten Urlaub und die bequeme Anreise mit dem Flugzeug verzichten wollen, freuen wir uns, Ihnen im Folgenden Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um das Thema Flugreise und Herzprobleme unverbindlich geben zu können.

Gefahren und Risiken einer Flugreise bei Herzproblemen

Das Reisen mit dem Flugzeug stellt u.a. aufgrund des geringen Kabinendrucks und der daraus resultierenden, niedrigen Sauerstoffkonzentration im Blut eine Belastung für den Körper dar. Denn: Das Herz muss den Sauerstoffmangel durch eine höhere Schlagfrequenz ausgleichen.

Flugzeugflügel

Sicher Fliegen – Blick aus dem Flugzeug © stock.tookapic / pexels.com

Für gesunde Menschen kein Problem – sie spüren diese Anstrengung ihres Herzens normalerweise nicht einmal. Bei Fluggästen, die an einer Herzerkrankung leiden, ist das anders: Der erhöhte Sauerstoffverbrauch kann bei ihnen zu Angina Pectoris (anfallsartige Schmerzen in der Brust) oder Rhythmusstörungen führen. Passagiere mit einer chronischen Herzschwäche erleben beim Fliegen oft eine allgemeine Verschlechterung ihrer Symptome. Deswegen sollten Menschen mit Herzproblemen nur fliegen, wenn ihr Zustand stabil ist und ihnen dies seitens ihres Arztes bestätigt wurde.

Herzerkrankungen und Beschwerden, mit denen Sie nicht fliegen sollten:

  • eine instabile Angina Pectoris
  • unkontrollierte Herzrhythmusstörungen
  • dauerhafte Atemnot
  • eine Anämie (Mangel an roten Blutkörperchen)
  • ein schwerer Herzfehler

Faktoren, die das Fliegen für Patienten mit Herzkrankheiten zusätzlich zu einem Risiko machen können, sind Flugangst, Reisestress, Rauchen und hoher Blutdruck.

Wie sollten sich Menschen mit Herzproblemen auf die Flugreise vorbereiten?

Sofern einige wichtige Vorkehrungen getroffen werden, können Menschen trotz Herzproblemen relativ unbesorgt in ein Flugzeug steigen. Sie sollten jedoch ein Ziel wählen, an dem eine medizinische Notfallversorgung möglich ist. Regionen, die ungewöhnlich warm oder kalt sind oder auf über 2 000 Metern liegen, sollten gemieden werden. Merke: Was Gesunde anstrengt, kann Herzkranke überanstrengen.

Deshalb steht vor einer Flugreise zunächst immer der Besuch beim Hausarzt bzw. beim Kardiologen an. Nur Ihr Arzt kann eine individuelle Risikobeurteilung vornehmen und das endgültige „Go“ für den Urlaub geben. Es ist ebenfalls sinnvoll, vor Antritt der Reise die Telefonnummern von Rettungsdiensten und ggf. eines Krankenhauses in der Nähe des Zielortes zu recherchieren.

Dann kommt es eigentlich nur noch darauf an, den Urlaub ausgeruht und möglichst stressfrei zu beginnen. In diesem Zusammenhang möchten wir auf die Services mit Park- und Übernachtungsmöglichkeiten in Flughafennähe sowie die Möglichkeiten der Buchung von Flughafenlounges hinweisen:.

Flughafenhotel, Parken und Fliegen

Was sollten Menschen mit Herzproblemen während der Flugreise dabeihaben?

In manchen Ländern können im Notfall nicht alle Herzmedikamente beschafft werden – oder nicht schnell genug. Deswegen sollten Menschen mit Herzproblemen auf Reisen unbedingt eine mehr als ausreichende Menge der benötigten Medikamente mitführen, idealerweise etwa ein Drittel mehr als die übliche Einnahmemenge im selben Zeitraum zuhause. Vergessen Sie auch nicht eine aktuelle Medikamentenliste und ggf. den Marcumar- oder Herzklappen-/Herzschrittmacherausweis. Beim Transport von Medikamenten gelten einige wenige Vorschriften:

  • Flüssige Arzneien, a¬lso Salben, Cremes und Tropfen, die Sie während des Fluges nicht benötigen, dürfen nur bis zu einer Menge von 100 ml im Handgepäck mitgeführt werden, und zwar in einem verschlossenen, transparenten Plastikbeutel.
  • Medikamente – in fester oder flüssiger Form – die Sie während der Flugreise einnehmen müssen, können Sie ganz normal im Handgepäck transportieren. Sie müssen sie jedoch zusammen mit einer schriftlichen Bescheinigung Ihres Hausarztes bei der Sicherheitskontrolle vorlegen.

Für den Fall des Verlusts Ihrer Medikamente auf der Reise oder im Zielland sollten Sie sich von Ihrem Arzt außerdem eine Übersicht über Ihre wichtigsten Gesundheitsdaten ausstellen lassen. Dazu gehören eine Auflistung der aktuell von Ihnen eingenommenen Medikamente sowie deren Dosiseinstellungen plus die Namen der ebenfalls in Frage kommenden Generika (also der warenrechtlich nicht geschützten, internationalen Freinamen von Arzneistoffen) und Ihre Blutgruppe.

Medikamente Herzprobleme, Medikamente im Flugzeug

Die richtigen Medikamente beim Flug mitnehmen © pixabay.com / pexels.com

Für Unterwegs: Das Reise-Set und die Notfall-App bei Herzproblemen

Bei der Deutschen Herzstiftung in Frankfurt am Main können Menschen mit Herzproblemen ein Reise-Set bestellen, mit dessen Hilfe sie im Ernstfall schnell auf wichtige Informationen zugreifen können. Dieses Set enthält Reisetipps/eine Checklist zur Reisevorbereitung (welche Sie auch über diesen Link herunterladen und ausdrucken können: http://www.herzstiftung.de/pdf/checkliste-reisen-herzerkrankung.pdf), einen medizinischen Sprachführer für den Herznotfall im Ausland und einen Notfallausweis für Herzpatienten. Das komplette Set können Sie über die Website www.herzstiftung.de/sicher-reisen oder telefonisch unter 069/955 1280 kostenfrei bestellen.

Die Notfall-App der Deutschen Herzstiftung für das iPhone kann für Ihre Reisebegleitung eine Hilfestellung sein:

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Fliegen nach überstandenem Herzinfarkt

Falls Sie einen Herzinfarkt erlitten haben, sollten Sie – sofern Ihre körperliche Leistungsfähigkeit nicht erheblich eingeschränkt ist – etwa drei Monate warten, bis Sie an Bord eines Flugzeugs gehen. Lassen Sie zuvor beim Kardiologen ein Belastungs-EKG sowie eine Ultraschall-Untersuchung Ihres Herzens vornehmen.
Wurden Ihnen kleine Metallröhrchen als Gefäßstützen implantiert, sogenannte Stents, können Sie zwar schon drei bis 14 Tage nach der Operation wieder reisetauglich sein, doch auch das muss Ihr Arzt erst bestätigen.

Fliegen trotz Herzschrittmacher

Träger eines Herzschrittmachers oder eines automatischen, implantierbaren Cardioverter-Defibrillators (AICD) sind grundsätzlich flugreisetauglich. Sie sollten ihn allerdings vor Reiseantritt noch einmal überprüfen lassen: Ist er gut eingestellt?

Gehen Sie innerhalb der Sicherheitskontrolle in normalem Tempo durch den Metalldetektorbogen, sollte das Implantat keinen Schaden nehmen. Wohl aber kann der Schrittmacher einen Alarm auslösen. Deswegen ist es wichtig, dass Sie das Flughafenpersonal auf Ihre besonderen Umstände hinweisen und ggf. den Schrittmacher-Ausweis vorlegen.

Achtung: Es kann zu vorübergehenden Funktionsbeeinträchtigungen des Herzschrittmachers kommen, wenn Träger eines solchen Implantats vom Sicherheitspersonal unter Zuhilfenahme eines Metalldetektors, welcher einen starken Magneten enthält, abgetastet werden.

Sie wollen mehr über die Bedingungen einer Flugreise mit einem Herzschrittmacher erfahren? Der Beitrag „Fliegen mit Herzschrittmacher“ in unserem Flugreisemagazin informiert sie umfassend.

Fliegen trotz vorangegangener Herzklappen- oder Bypass-OP

Ein mechanischer oder biologischer Herzklappen-Ersatz ist kein Hinderungsgrund für eine Reise mit dem Flugzeug. Lediglich, wenn Sie zudem an Lungenhochdruck leiden, die Pumpfunktion Ihres Herzens eingeschränkt ist oder ein Schaden an einer anderen Herzklappe besteht, müssen Sie Ihren gesundheitlichen Zustand vom Arzt dahingehend noch einmal genau überprüfen lassen, bevor Sie die Flugreise antreten.

Auch Menschen, die sich einer Bypass-Operation unterzogen haben, dürfen nach Abschluss der Rehabilitation mit dem Flugzeug verreisen.

Fliegen trotz Einnahme von Marcumar

Bei Langstreckenflügen, während derer verschiedene Zeitzonen passiert werden, müssen Fluggäste, die das gerinnungshemmende Medikament Marcumar einnehmen, dringend auf die Einhaltung der gewohnten Einnahmezeit achten. Durch ein anderes Klima oder eine andere Ernährung am Zielort kann sich der individuelle Marcumar-Bedarf außerdem ändern – sprechen Sie Ihren Arzt darauf an. Und: Kontrollieren Sie im Urlaubsland Ihren Blutgerinnungswert (INR) in kürzeren Abständen als zuhause – sicher ist sicher.

Was tun bei akuten Herzproblemen während des Flugs?

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es während des Fluges zu Komplikationen kommen. Treten bei Ihnen Beschwerden auf, beispielsweise Atemnot oder Brustschmerzen, so zögern Sie nicht, dem Bordpersonal sofort Bescheid zu geben. Flugbegleiter sind geschult in Erster Hilfe und Passagierflugzeuge sind heutzutage für medizinische Notfälle gut ausgerüstet – bei vielen Airlines gehört ein Defibrillator zur Standardausstattung.

Ärzte, die privat mit Lufthansa, Austrian Airlines und Turkish Airlines reisen, bekommen übrigens 5 000 Bonusmeilen gutgeschrieben, wenn sie ihren Beruf beim Check-in angeben und dadurch die Fluggesellschaft darüber informieren, dass ein Mediziner an Bord ist, wie er heißt und sogar, wo genau er sitzt. Dadurch kann die Kabinen-Crew diesen undramatisch um Hilfe bitten (ohne die aufsehenerregende Durchsage „Befindet sich ein Arzt an Bord?“).

Zusätzlich haben die großen Fluggesellschaften Verträge mit medizinischen Hotlines, z.B. International SOS, welche rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Sollte sich herausstellen, dass Sie dringend intensivmedizinisch versorgt werden müssen, was im Flugzeug natürlich nicht möglich ist, so kann der Pilot eine außerplanmäßige Landung durchführen und Sie von einem Notarzt abholen lassen.

Reise-Checkliste für herzkranke Fluggäste

Das gehört ins Handgepäck, wenn Sie trotz Herzproblemen mit dem Flugzeug verreisen:

  • mehr als ausreichende Menge an Medikamenten und entsprechende Liste
  • für flüssige Medikamente im Handgepäck: Ärztliche Bescheinigung darüber, dass Sie diese während der Flugreise einnehmen müssen
  • ggf. mehrsprachiges ärztliches Attest über Diagnosen und Behandlungen (z.B. Stents, Bypässe)
  • ggf. Kopie des letzten EKGs
  • ggf. Marcumar-/Herzklappen-/Herzschrittmacherausweis

Überlegen Sie außerdem, ob es sich lohnt, eine Reiserücktritts- und/oder eine Auslandsreisekrankenversicherung abzuschließen – letztere insbesondere für den Fall eines Krankentransports aus dem Ausland.

Alle Informationen unverbindlich und ohne Gewähr. Bitte befragen Sie Ihren Arzt und Apotheker.

Weiterführende Infos:
Medizinfo – Das Herz auf Reisen: http://www.medizinfo.de/kardio/flugreisen.shtml
FR Online – Was den Körper beim Fliegen belastet: http://www.fr-online.de/gesundheit/wenig-sauerstoff–oeldaempfe-was-den-koerper-beim-fliegen-belastet,3242120,16509216.html
Deutsche Herzstiftung – Reisetipps: https://www.fluggastberatung.de/wp-content/uploads/Reisetipps.pdf
Navigator-Medizin: Was sollte man bei der Planung einer Reise alles bedenken? http://www.navigator-medizin.de/herz_gefaesse/die-wichtigsten-fragen-und-antworten-zur-koronaren-herzkrankheit-khk/alltag/546-herzprobleme-was-sollte-man-bei-der-planung-einer-reise-alles-bedenken.html

Ein Gedanke zu „Fliegen mit Herzproblemen sollte nicht unterschätzt werden

  1. Meine Tante möchte fliegen, hat aber Herzprobleme. Gut zu wissen, dass der Sauerstoffgehalt im Blut beim Fliegen durch den geringen Druck sogar noch abnimmt. In dem Fall würden wir es lieber vorher mit einem Arzt für innere Medizin absprechen, ob ein Flug für sie möglich ist, oder ob es eine zu große Belastung darstellt. Danke für den Hinweis!

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