Kampf mit Klasse: Was die Flugklassen für Airlines bedeuten

Namen wie Apollo Class, Royal Silk oder Saga Class haben das gewisse Etwas: Sie verleihen den Flugklassen der Airlines einen besonderen Status und strahlen Erhabenheit und Stärke aus. Sei es die First Class oder die Business Class – sie sind anders als die gewöhnliche Economy, sie geben den Fluggesellschaften Identität, Aufmerksamkeit und bescheren ihnen letztendlich Einnahmen. Lufthansa machte den Anfang mit der ersten First Class im Flugzeug überhaupt: Senator wurde sie getauft und sollte als luxuriöser Service der technisch überlegenen, ausländischen Konkurrenz standhalten. Diesen Zweck hat die Senator First Class damals erfüllt, und bis heute zählt die Lufthansa zu den erfolgreichsten Airlines und genießt den Ruf, exzellenten Service und Professionalität zu bieten.

Die erste First Class Senator – Alleinstellungsmerkmal der Lufthansa

Als die Flugklasse Senator 1958 eingeführt wurde, waren bereits Düsenjets bei diversen Fluggesellschaften im Einsatz – Pan American World Airways flog mit ihren Jets die Nordatlantikstrecke ca. 50-65 Prozent schneller (und war zudem günstiger die Konkurrenz). Warum also in eine Kolbenmotor-Maschine steigen? Die Lufthansa war noch nicht im Düsenzeitalter angekommen: Dafür fehlten der Airline in den 1950er Jahren noch die Mittel. Damit die Kundschaft nicht zur amerikanischen Konkurrenz wechselte, musste Lufthansa handeln und setzte nachfolgend auf Luxus und Genuss. Der Flugzeugtyp „Super Star“ wurde zur Luxuslinie umgebaut und Senator benannt. Zweimal pro Woche flog die Luxusmaschine die wohlhabende deutsche Kundschaft, vor allem Geschäftsleute und Familien, in die USA und traf damit den Nerv der Zeit: Eine vergleichbare Klasse bot keine andere Airline in der damaligen Zeit.

First Class Angebot der Lufthansa

Die Zeit im Flugzeug wurde somit zu einem genussvollen Erlebnis. Was bot die Senator?

    • Statt 86 Passagieren hatten nunmehr 32 Menschen Platz: Die Sitze waren größer und bequemer gestaltet, es gab offene Sitzecken und Schlafkojen
    • Ein Koch an Bord sorgte für frisch zubereitete Mahlzeiten à la carte, die von einem Smoking tragenden Steward gereicht wurden
    • Service rund um den Flug: Am Gateway begrüßte die Chefstewardess der Lufthansa, Christa Kathke, die Passagiere und reichte Rosen.

Kein Wunder, dass die deutsche High Society damals begeistert war und die doppelt so lange Flugdauer (im Vergleich mit modernen Düsenjets) gerne genoss.

Was kostet ein First Class Flug?
Nur wenige konnten sich einen Senator-Flug leisten, wer dies aber vermochte, nahm die Gelegenheit gerne wahr. Fast 4.000 Mark zahlten die Fluggäste Ende der 50er Jahre für den Aufenthalt in der Senator Class; damals entsprach das dem Wert eines nagelneuen VW-Käfers.

Heute zahlen Fluggäste vergleichsweise weniger. Besonders gefragt sind z.B. First Class-Flüge nach New York: Lufthansa verlangt mit Abweichungen in Saison und Reisezeit rund 5.500 Euro für Hin- und Rückflug – wer die Flex Variante bucht, zahlt nochmal 2.000 Euro mehr.

Lufthansa_First Class Ticket

Dafür bekommt der Kunde viel Luxus. Das Besondere ist zum einen die First Class Lounge am Flughafen mit Luxusbädern, Entspannungs-Areas und Gourmet-Restaurants. Zum anderen setzen die Airlines mit dem Interieur ein Statement und versuchen mit aus Marmor gefertigten Duschkabinen und bequemen, modern gestalteten Schlafkabinen zu beeindrucken.

Fotogalerie: First Class-Angebote heute

Diversifikation: Entstehung der Economy und Business Class

Mit der ersten First Class entstand notwendigerweise eine „andere“ Flugklasse, die Economy Class. Mit dieser preisgünstigen Klasse, ermöglicht insbesondere durch Einsparungen im Bereich Komfort sowie mit scharf kalkulierten Grenzkosten, konnten die Airlines das Fliegen massentauglich gestalten und gut vermarkten. Im Jahr 1958 unterbot die Lufthansa als erste Airline mit der neuen Economy Class die bis dahin gängige Touristenklasse preislich um 20 Prozent und erzielte damit Erfolge: Bereits im Verlaufe der 1960er Jahre entwickelte sich ein für viele Deutsche erschwinglicher Flugtourismus. Das war ganz im Sinne des deutschen Durchschnittsbürgers, denn die sogenannte „Holzklasse“ machte es auch ihm möglich, frei nach dem Motto “Ich kann es mir leisten, zu verreisen – ich möchte weg, egal wie!“ in den Urlaub zu fahren. Deshalb akzeptierten die Fluggäste, dass die Sitze unbequem und eng waren, man weniger Gepäck mitnehmen konnte oder kein First-Class-Essen gereicht wurde.

Für diejenigen, die beim Urlaubsflug nicht zwingend das günstigste Angebot wahrnehmen, sich aber auch keinen Luxus leisten wollen, sondern pragmatisch und geschäftlich unterwegs sind, wurde zusätzlich die Business Class eingeführt. Nach eigenen Aussagen behält sich die australische Airlines Quantas das Recht vor, die erste mit diesem Angebot gewesen zu sein – das war 1979.

Flugklassen-Poker: Economy Premium soll es heute richten

Seit vielen Jahren schon führen manche Fluggesellschaften auch eine vierte Klasse, eine bequemere Version der Economy Class. Sie bietet größere Sitze, mehr Beinfreiheit, bessere Mahlzeiten und liegt preislich zwischen der Economy Class und der Business Class. Wie bei der Senator handelt es sich um eine Reaktion auf veränderte Kundenansprüche: Gewünscht werden nicht nur günstige und ökonomisch sinnvolle Flugmöglichkeiten, es soll auch bequem sein. Statt Massenabfertigung etwas mehr „Klasse“ beim Fliegen. Viele Unternehmen wiederum wollen die Business Class nicht mehr jedem Mitarbeiter gönnen. Vorreiter der vierten Klasse war vor 20 Jahren das heutige Star Alliance Mitglied EVA Air aus Taiwan.

Lufthansa sah sich im Jahr 2014 im Zugzwang und führte die Premium Economy ein. Einheitliche Maßstäbe für die Premium Class gibt es nicht, die unterschiedliche Leistungen entsprechen zum Teil den Business Class Angeboten: u.a. mehr Freigepäck, bevorzugter Check-In, Zugang zur Lounge, ergonomisch geformte Sitzschalen, Satellitentelefon im Sitz, Menüauswahl serviert auf Porzellan, hochwertiges Reisenecessaire uvm. Ob Lufthansa auch diesmal wieder Erfolg mit der neuen Flugklasse haben wird, wird sich zeigen.

Die Kosten der Economy Premium Class variieren, abhängig von Jahreszeit und Nachfrage, zwischen 10 und 65 Prozent. Tipp: In Fliegerforen wird von Kennern oft ein spontanes Upgrade direkt vor dem Flug empfohlen: Wer kurz vor dem Start nach einem Wechsel in die Premium Economy fragt, kann oftmals hochwertige Plätze zu einem günstigen Preis erwerben.

Was uns Flugklassen über das Reisen verraten

Flugklassen sind über die Jahre zu einem hervorragenden Marketingmittel und Imagefaktor der Fluggesellschaften geworden. Zudem spiegeln sie auch wider, welche Rolle Flugreisen in der jeweiligen Zeit spielen. Für den Durchschnittsreisenden ist das Fliegen in der Regel Mittel zum Zweck, nämlich um ans Ziel zu kommen. Liegen die Standards im alltäglichen Leben jedoch höher, weil man mehr Qualität gewohnt ist oder z.B. als Unternehmen einen gewissen liquiden Ruf wahren möchte – will man sich nicht einfach mit der „Holzklasse“ begnügen und fordert mehr. Ob bald noch andere Klassen kommen oder das Image der bestehenden Klassen umdefiniert wird, bleibt abzuwarten.

Kategorie des Beitrags: Flugtourismus, Veröffentlicht von: Ralf Zmölnig

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