Pauschalurlaub ist nicht unbedingt jedermanns Sache. Um etwas von den fremden Ländern, den Menschen und ihren vielfältigen Kulturen mitzubekommen, muss man schon die Clubanlage verlassen. Schon früh, insbesondere seit die Flugtickets in den 90er Jahren billiger wurden, sind die Menschen quer durch die Welt gereist. Seit (fast) alle Orte nun für jeden zu erreichen sind, kamen unterschiedliche Arten des Reisens und der Urlaube hinzu. Man probiert eben etwas ganz anderes aus (Lesen Sie auch das Interview zum Thema, warum Menschen reisen). Wie zum Beispiel diese außergewöhnlichen Reisetrends, welche Abenteuerlust und Entdeckerfreude auf besondere Weise miteinander verbinden.
Schweben zwischen Baumhäusern – das „Gibbon Experience“ in Laos
Mitten im Bokeo Naturreservat befindet sich die wohl abenteuerlichste Baumhaus-Anlage von ganz Laos. Wer hier seinen Urlaub verbringen möchte, darf auf keinen Fall an Höhenangst leiden. Bis zu 50 Meter über dem Boden thronen die runden, mit Stroh bedeckten Häuschen in den Wipfeln majestätischer Bäume. Um den Gästen das mühsame Rauf- und Runterklettern zu ersparen, haben sich die Veranstalter eine besonders actionreiche Methode überlegt: Mithilfe von Drahtseilen (Zip Lines) und natürlich per Klettergurt gesichert, saust man bis zu 600 Meter am Stück von Baum zu Baum durch den Regenwald. Es braucht schon etwas Mut, doch wer den Dreh raus hat, wird den Dschungel aus der Perspektive eines Gibbons erleben dürfen – und mit ein wenig Glück sogar auf einen persönlich treffen. Die stark bedrohten Tiere, auch „Kleine Menschenaffen“ genannt, sind freundliche Wesen und wahre Meister, wenn es darum geht, sich von Ast zu Ast zu hangeln.
Die Idee zu dem Projekt stammt von einem Franzosen, der Tourismus, Abenteuer und Umweltschutz miteinander verbinden wollte. Das Gibbon Experience wird ausschließlich von Einheimischen geführt und sichert 120 Arbeitsplätze. Ein Großteil der Einnahmen fließt direkt an den Regenwald- bzw. Artenschutz. So sorgt das Projekt unter anderem dafür, dass jedes Jahr mehrere 10.000 neue Bäume angepflanzt werden können.
www.gibbonexperience.org
Die magischen Welten von Island – reisen mit der Elfenkartelfen in Reykjavik? – Ausblick von der Hallgrimskirkja © Icelandair
Isländer glauben nicht an Elfen, Feen und Trolle. Sie wissen einfach, dass es sie gibt. Wenn eine neue Straße oder ein neues Haus gebaut werden soll, haben die Fabelwesen ein Wörtchen mitzureden. Dann beauftragt das Bauamt die offizielle Elfenverständige Erla Stefansdóttir herauszufinden, ob das Bauvorhaben eine Elfenbehausung zerstören könnte.
Im Städtchen Hafnarfjörður soll übrigens die vielfältigste Elfenpopulation samt Königsfamilie leben. Wie die magischen Wesen zu finden sind, verrät eine von Erla Stefansdóttir angefertigte Karte. Diese zeigt, wo welche Geschöpfe kleine Reihenhäuser oder Kirchen gebaut haben. Die „Karte der verborgenen Welten“ ist beispielweise im Touristenbüro erhältlich.
Spannender und vor allem aufschlussreicher ist natürlich eine privat geführte Hidden Worlds-Tour mit Elfen-Guides oder der berühmten Elfenbeauftragten persönlich. Sie weiß genau, wie die Wesen ticken und hat so manch verrückte Geschichte zu erzählen. Ihr eigener Haus-Elf soll übrigens gerne Brei essen und Sachen verstecken, wie sie gerne in Interviews erzählt.
Mittlerweile gibt es die verwunschenen Elfenkarten für mehrere isländische Städte. Wie sich zeigt, glauben zwar die wenigsten Touristen an Fabelwesen, doch das Interesse, sie trotzdem kennenzulernen steigt. Wer also auf der Suche nach etwas mehr Magie im eigenen Leben ist, sollte sich dringend mit einer Elfenkarte auf den Weg machen.
www.alfar.is
www.icetourist.de
Africa Amini Life – Tansania abseits der Touristenpfade entdecken
Die österreichische Ärztin Christine Wallner ging mit 63 Jahren nach Tansania, um für die dort lebenden Massai am Fuße des Kilimanjaro eine Krankenstation zu errichten. Mittlerweile ist das Projekt stetig gewachsen und so wurde aus Africa Amini Life ein Ort der Begegnung und des kulturellen Austauschs. Wer Tansania auf besondere Weise erleben möchte, kann sich in einer der sieben Massai-Lodges einmieten, die zwar mit den meisten „westlichen Annehmlichkeiten“ ausgestattet, aber nach traditionellem Vorbild erbaut worden sind.
Durch die verschiedenen Sozialprojekte hat das Team einen besonderen Zugang zu den Massai und ihrer faszinierenden Kultur. Urlauber finden sich plötzlich als Gast bei ihren Festen und Tänzen wieder – nicht als Tourist, sondern als willkommener Freund. So bekommt man einen einmaligen Einblick in Alltag und Familienleben der Einheimischen. Viele kommen auch hierher, um sich eine längere Auszeit zu gönnen, Wildwanderungen zu unternehmen oder einen Neustart für ihr Leben zu planen. Für Menschen auf Sinnsuche wird auf Wunsch therapeutische Unterstützung angeboten. Mit den Einnahmen werden neue Einrichtungen wie Kindergärten oder Schulen finanziert und vor allem Medikamente besorgt.
www.africaaminialama.com
Reisen mit eigenem Mini-Haus im Gepäck
Die meisten Hotels sind teuer und zudem noch unpersönlich. Wie wäre es mit einem eigenen Mini-Haus auf Rädern im Gepäck? Damit kann man sein eigenes Hotel an (fast) jedem Ort der Welt eröffnen und hat gleichzeitig immer Panorama-Blick. Die Tiny-House-Bewegung stammt übrigens aus den USA und findet als außergewöhnliche Reiseart auch in Europa immer mehr Nachahmer. Besonders junge Menschen, die sich die überteuerten Immobilienpreise nicht mehr leisten können oder wollen, entscheiden sich für die Mini-House-Option. Sie wollen lieber die Welt entdecken als jeden Monat aufs Neue mit der Sorge beschäftigt sein, wie man die hohe Miete zusammenkratzt.
Mittlerweile ist ein Markt entstanden, der sich auch an Weltenbummler richtet, die keine finanziellen Sorgen haben. Wer sein Mini-Haus nicht selbst bauen möchte, findet zahlreiche Firmen, die das perfekte Zuhause auf Rädern ab ca. 30.000 Euro für einen errichten. Die Mobile-Homes sehen aus wie Schwedenhäuschen im Miniformat, haben Dach, Fenster, Türen und meist eine eigene Solaranlage mit Wasser- und Stromanschlüssen. Dadurch sind die Tiny Houses eine viel gemütlichere Alternative zum herkömmlichen Wohnwagen. Und falls man auf seiner Reise doch ein Plätzchen finden sollte, an dem es sich länger aushalten lässt, stellt man sein Mini-Haus einfach ab und baut sich einen kleinen Garten drum herum – sofern es legal ist, versteht sich.
Walretter in Neuseeland werden
Jedes Jahr stranden Hunderte Wale und Delfine vor den Küsten Neuseelands. Die meisten von ihnen verenden qualvoll, weil sie unter ihrem eigenen Gewicht ersticken. Wer ohne Vorwissen versucht, den Tieren auf eigene Faust zu helfen, macht es oft noch schlimmer.
Die gemeinnützige Organisation Project Jonah bietet mehrmals im Monat den Marine Mamal Medic Course an, der sich an Einheimische, aber auch an Touristen richtet. Dort lernen die Teilnehmer alles Wichtige über die Anatomie der Meeressäuger. Der praktische Teil findet direkt im Meer statt, wo an lebensechten Delfin- und Wal-Modellen geübt wird, wie man das Tier zurück ins Wasser bringt, ohne es weiter zu verletzten. Am Ende des Tages erhält jeder Teilnehmer eine Marine Mammal Medic Card und wird in die offizielle Liste der Walretter aufgenommen.
Die Kurse werden an den vielen „Stranding Hotspots“ wie Golden Bay oder Kaikoura angeboten und bieten eine tolle Möglichkeit, sich aktiv beim Schutz der bedrohten Tiere einzubringen. Und selbst wenn man nur wenige Wochen in Neuseeland bleibt, kann es durchaus passieren, dass seine Hilfe plötzlich benötigt wird. Der Unkostenbeitrag von 120 NZ-Dollar (ca. 190 Euro) fließt übrigens wieder direkt ins Projekt und trägt dazu bei, dass das die Kurse auch in Zukunft angeboten werden können.
www.projectjonah.org.nz/Get+Involved/Become+a+Marine+Mammal+Medic.html
Digital Detox – Urlaub als digitale Entgiftung
E-Mails checken, bei Facebook posten, schnell was liken und das Gleiche nochmal auf Twitter wiederholen. So oder so ähnlich starten viele Menschen direkt nach dem Aufwachen in den Tag. Das Procedere wiederholt sich alle paar Stunden, bis man sich irgendwann erschöpft fragt, ob man jemals wieder „offline“ existieren kann, ohne das Gefühl zu haben, von der Welt abgegrenzt zu sein.
Die Idee des „Digital Detox“ entstand ausgerechnet im Silicon Valley und richtet sich an hypervernetzte Menschen, die für einige Zeit ausschließlich „analog“ leben wollen. Erfahrbar ist das beispielsweise in sogenannten „Digital Detox Camps“, in denen strenge Regeln herrschen: Kein Handy, kein Computer, kein Alkohol, keine Gespräche über die Arbeit. Stattdessen gibt es Lagerfeuer, Yoga, Meditation und gemeinsames Kochen. Mittlerweile ist die Digital Detox-Welle auch nach Europa geschwappt. Wer sich mit dem Camp-Konzept nicht anfreunden kann, findet auch andere Möglichkeiten. Viele Klöster bieten beispielweise Retreats (spirituelle Ruhepausen) an, die sich speziell an gestresste Manager richten. Technische Geräte sind dort meist ohnehin tabu. Aber auch immer mehr Wellnesshotels richten handy- und internetfreie Zonen ein.
www.thedigitaldetox.de/Camp.html
Und welche ungewöhnlichen, lustigen und verrückten Urlaubsarten und Aktivitäten kennen Sie? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare!