Schwanger in die Flitterwochen nach Bali oder kurz vor dem Entbindungstermin noch mal für ein verlängertes Wochenende nach Barcelona jetten? Werdende Mütter gehen lieber kein Risiko ein und verzichten während der Schwangerschaft häufig auf Flugreisen. Doch in den meisten Fällen spricht gar nichts dagegen, mit Babybauch ein Flugzeug zu besteigen.
Im Zweifel halten Sie aber bitte immer Rücksprache mit Ihrer Ärztin/ Arzt!
Entscheidend ist immer der allgemeine Gesundheitszustand der werdenden Mutter: Ist die Schwangerschaft bis zum Antritt der Flugreise komplikationslos verlaufen? Dann sind normalerweise auch die während des Fluges auftretenden, körperlichen Belastungen kein Problem. Im Folgenden erklären wir, unter welchen Voraussetzungen Schwangere fliegen dürfen und unter welchen Umständen es ratsam ist, auf den Flug zu verzichten.
Für einen möglichst angenehmen und entspannten Start in die Ferien empfehlen viele unserer Gesprächspartner, die bereits einmal während der Schwangerschaft geflogen sind, die Nacht vor dem Abflug im Airport Hotel zu verbringen: Dadurch ist man ausgeschlafen, gestärkt durch ein Frühstück und garantiert rechtzeitig am Gate. Vor allem im eher anstrengenden letzten Drittel der Schwangerschaft ist diese stressfreie Art der Anreise besonders schonend.
Fliegen in der Frühschwangerschaft
Die meisten Ärzte empfehlen, innerhalb der ersten drei Schwangerschaftsmonate auf Flugreisen zu verzichten. Der Grund: Der Embryo befindet sich jetzt in einer sensiblen Entwicklungsphase und ist entsprechend empfindlich, laut der „Kinderwunsch Uni Bonn“ (siehe unten) ist das Risiko einer Fehlgeburt – beispielsweise unter Stress oder körperlicher Anstrengung – bereits erhöht.
Zwei weitere Faktoren werden von manchen Experten in diesem Zusammenhang angeführt:
- der geringe Sauerstoffgehalt der Atemluft an Bord eines Flugzeugs sowie
- die Belastung durch kosmische Strahlung (Höhenstrahlung) während des Fluges
Zu Punkt 1: Theoretisch besteht die Möglichkeit, dass während des Fluges die Sauerstoffversorgung des ungeborenen Kindes unter den optimalen Wert sinkt, insbesondere, da die werdende Mutter aufgrund des Babybauchs ohnehin bereits flacher atmen muss. Durch Studien belegt werden konnte dies jedoch bisher nicht.
Zu Punkt 2: Einem gewissen Maß an kosmischer Strahlung ist jeder Flugpassagier ausgesetzt. Dabei kann der Mikrosievertwert unterschiedlich ausfallen – dieser steigt beispielsweise mit der Flughöhe und sinkt mit der Nähe zum Äquator. Untersuchungen zu den Auswirkungen von Höhenstrahlung auf den Körper und insbesondere auf den Körper einer Schwangeren gibt es nicht – es wird derzeit jedoch davon ausgegangen, dass kosmische Strahlung einen Embryo in der Frühphase eher schädigen kann als zu einem anderen Zeitpunkt der Schwangerschaft.
Falls Sie in der Frühschwangerschaft ein Flugzeug besteigen wollen, sollten Sie in jedem Falle Ihren Gynäkologen davon in Kenntnis setzen. Dieser wird „grünes Licht“ für die Reise geben, falls aus seiner Sicht keine gesundheitlichen Bedenken für Sie und Ihr Kind bestehen.
Fliegen im 2. Trimester – die ideale Reisezeit für Schwangere
Für die meisten Frauen mit einer komplikationslosen Schwangerschaft ist das 2. Trimester (14.-27. Schwangerschaftswoche) die beste Reisezeit: Die kritische Frühphase ist vorbei und sie haben jetzt auch die typische Schwangerschaftsübelkeit dieser ersten Wochen hinter sich; gleichzeitig schränkt der Bauch die Beweglichkeit noch nicht so sehr ein.
Was Schwangere bei der Vorbereitung beachten sollten, um eine möglichst angenehme (Flug-) Reise zu erleben:
- Reiserücktrittsversicherung und Auslandskrankenversicherung abschließen
- prüfen, ob die Versicherung die Kosten, die durch eine Schwangerschaft oder eine Geburt im Ausland entstehen, übernimmt
- viel trinken, um einer Thrombose und geschwollenen Füßen vorzubeugen sowie Kompressionsstrümpfe tragen (siehe weiter unten)
- für Beinfreiheit Sitzplätze am Mittelgang oder in der ersten Reihe buchen
- gelegentlich aufstehen und sich Bewegung im Gang verschaffen, um den Kreislauf in Schwung zu halten
- Mutterpass im Original und als Kopie mitnehmen
Ähnlich wie Fluggäste mit z. B. chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten Schwangere immer ein Reiseziel wählen, an dem eine schnelle medizinische Notfallversorgung möglich ist. Nicht empfehlenswert sind daher Länder wie z. B. Indien, Vietnam oder Namibia.
Thromboseprophylaxe beim Fliegen in der Schwangerschaft
Während einer Flugreise ist die Gefahr einer Thrombose – also eines in einer Vene auftretenden Blutgerinnsels – prinzipiell für alle Passagiere gegeben, da das lange Sitzen die Blutzirkulation stört. Schwangere gehören jedoch zur Risikogruppe. Sie sollten deshalb für die Dauer des Fluges unbedingt Kompressionsstrümpfe tragen: Diese eng anliegenden Strümpfe pressen die Venen zusammen und verengen so deren Durchmesser, die Klappen in den Venen können sich wieder schließen und das Blut fließt wieder ungehindert in Richtung Herz. Außerdem hilft es, die Beine nicht länger als ein paar Minuten übereinanderzuschlagen und die Waden regelmäßig zu massieren.
Noch ein Tipp zur Flugsicherheit, speziell für Schwangere: Den Beckengurt, mit dem man sich als Flugpassagier anschnallt, sollten werdende Mütter so tief wie möglich – in jedem Fall unterhalb des Bauches – anlegen. Bei einem Aufprall oder einem abrupten Abbremsen des Flugzeugs kann der Gurt dann nicht in den Bauch schneiden und das Ungeborene gefährden. Was Sie gerade beim Anschnallen im Flugzeug beachten sollten, wenn Sie mit Ihrem Säugling oder Kleinkind reisen, können Sie im Beitrag „Fliegen mit Kindersitz“ unseres Flugreisemagazins nachlesen.
Fliegen in der Spätschwangerschaft
Auch in der späten Phase – also etwa dem letzten Drittel – ist eine Flugreise absolut vertretbar, sofern die Schwangerschaft bis zu diesem Zeitpunkt problemlos verlaufen ist. Doch sollten werdende Mütter berücksichtigen, dass das Fliegen mit einem Sieben-, Acht- oder Neunmonatsbauch unter Umständen nicht gerade angenehm ist; zudem kommt es zum Ende der Schwangerschaft oft zu Ödemen (Wassereinlagerungen in den Beinen), einem stärker belasteten Herz-Kreislauf-System, Kurzatmigkeit und generell zu einer zunehmenden Wahrscheinlichkeit von Wehen und einer Geburt. Auch hier gilt: Der behandelnde Gynäkologe sollte entscheiden, ob der Schwangeren und dem ungeborenen Kind die Reise zuzumuten ist.
Die Fluggesellschaften legen selbst fest, bis zu welchem Monat der Schwangerschaft sie werdende Mütter als Passagiere akzeptieren und ob bei Reiseantritt ein entsprechendes Attest über die Flugtauglichkeit vorgelegt werden muss. Dahingehend sollten Sie sich also rechtzeitig auf der Website Ihrer Airline informieren.
Ein kleiner Überblick über die bekanntesten Fluggesellschaften und Ihre Bestimmungen für die Beförderung schwangerer Passagierinnen:
- Lufthansa: ab der 28. Schwangerschaftswoche (SSW) Attest empfohlen; Beförderung bis Ende der 36. SSW
- Condor: Attestpflicht zwischen der 28. und 36. SSW, Beförderungen bis Ende der 35. SSW
- AirBerlin: Beförderung bis zur vierten Woche vor dem errechneten Geburtstermin
- Eurowings: Beförderung bis Ende der 36. SSW
- EasyJet: Beförderung bis Ende der 35. SSW
- RyanAir: Attestpflicht ab der 28. SSW, Beförderung bis Ende der 36. SSW
- Emirates: Attestpflicht ab der 29. SSW, Beförderung bis Ende der 36. SSW (danach nur nach vorheriger Genehmigung
- durch die medizinische Abteilung von Emirates plus entsprechendes Formular)
- United Airlines: Beförderung bis Ende der 36. SSW; Attestpflicht ab der 32. SSW
- Air France: unbegrenzt ohne Attest; empfohlen wird jedoch, ab der 33. SSW nicht mehr zu fliegen
- KLM: unbegrenzt ohne Attest; empfohlen wird jedoch, ab der 36. SSW nicht mehr zu fliegen
Übrigens: Einige Staaten verweigern Ausländerinnen im fortgeschrittenen Stadium der Schwangerschaft die Einreise – aus Furcht vor „Staatsangehörigkeits-Tourismus“. Denn beispielsweise in den USA erhält jedes dort geborene Kind automatisch die US-amerikanische Staatsangehörigkeit. In Singapur müssen deutsche Schwangere schon ab dem 6. Monat ein ärztliches Attest und einen „Social Visit Pass“ des deutschen Konsulats vorlegen, um einreisen zu dürfen; Malaysia lässt Schwangere ab dem 6. Monat überhaupt nicht mehr ins Land (wogegen ein Transit-Aufenthalt von maximal drei Tagen erlaubt ist).
Eine stressfreie Anreise zum Flughafen aufgrund eines bereits reservierten Parkplatzes sowie eine Übernachtung im Airport Hotel kann insbesondere schwangeren Passagierinnen den Start in die Ferien erleichtern. In vielen Fällen steht sogar ein Shuttlebus zur Verfügung, der Sie bis zum Abflugterminal bringt – ein Komfort, den die werdenden Mütter unter unseren Gesprächspartner sehr zu schätzen gelernt haben.
Wann dürfen Schwangere nicht fliegen?
Schwangeren Frauen mit einem bereits angeschlagenen Gesundheitszustand wird generell von Flugreisen abgeraten.
Ebenso sollte die werdende Mutter von einer Flugreise absehen, wenn es folgende Komplikationen in ihrer Schwangerschaft gibt oder gegeben hat:
- Blutungen
- Bluthochdruck
- Schwangerschaftsdiabetes
- Frühgeburt in einer vorherigen Schwangerschaft
- Vorliegen einer Risikoschwangerschaft (dazu gehört auch eine Mehrlingsschwangerschaft)
- Herz-/Kreislaufprobleme
Im Zweifel sollten Sie stets Ihren Gynäkologen zur bevorstehenden Flugreise befragen und auf seine Einschätzung der gesundheitlichen Risiken vertrauen!
Wenn Sie nochmals einen kurzen Überblick über die Do’s und Don’t’s beim Fliegen während der Schwangerschaft erhalten wollen, lesen Sie unseren kompakten Beitrag „Schwanger fliegen“.
Ansonsten gilt wie schon eingangs erwähnt: Besprechen Sie sich mit Ihrem Frauenarzt, und verlassen Sie sich nicht nur auf Onlinerecherchen!
Quellen und weitere Informationen:
Baby und Familie: Fliegen in der Schwangerschaft – was Sie beachten sollten
Babycenter: Darf ich fliegen in der Schwangerschaft?
Kidsgo: Schwanger fliegen – 10 Tipps für Flugreisen in der Schwangerschaft17
Kinderwunsch Uni Bonn: Häufigkeit von Fehlgeburten
Dr. Dorothee Higgins: Darf ich schwanger fliegen, oder ist das Risiko zu groß?
Alle Informationen ohne Garantie und Gewähr! Halten Sie bestenfalls Rücksprache beim/ mit Ihrem Arzt!